WE-Heraeus Arbeitstreffen
für
Lehramtsstudierende und Studienreferendare
"Physik in der
Grundschule
und im Fach
Naturwissenschaften"
vom 19. bis 23. November
2007
im Physikzentrum Bad Honnef
Beginn: Montag,
den 19.11.2007 um 12.00 Uhr
Ende: Freitag, den 23.11.2007 um 14.00 Uhr
Programm &
Inhalte
Programmheft (PDF, 260 kB)
Programmübersicht (PDF, 30 kB) und Abstracts
(PDF 170 kB)
Vorträge und
Workshops
Fotos vom
Arbeitstreffen
Liste der Teilnehmerinnen und
Teilnehmer (PDF, 48 kB)
Plakat (PDF, 125 kB)
Übersicht
Physikalische und technische Inhalte werden im Sachunterricht
der Grundschule nur sehr selten
thematisiert und eine ähnliche Entwicklung droht dem Fach Naturwissenschaften,
das derzeit in vielen Bundesländern für die Klassenstufen
5-6/7 eingeführt wird. Die Gründe dafür sind
vielfältig (s.u.) und es ist dringend geboten, dieser Entwicklung
gegenzusteuern.
Das Heraeus-Arbeitsreffen „Physik in der Grundschule und im
Fach Naturwissenschaften“ richtete sich an Referendare und Studierende
des Faches ‚Sachunterricht' und die Fächerverbünde
‚Naturwissenschaften' (Klassenstufen 5-6), Natur und Technik
(Klassenstufen 5-7), naturwissenschaftliches Arbeiten/
Naturphänomene (Klassenstufe 5-7), also an angehende
Grundschullehrerinnen und -lehrer sowie PhysiklehrerInnen, die
später in den Klassenstufen 5-7 unterrichten werden.
Inhaltlich ging es um die Vermittlung von physikalischen,
technischen und chemischen Themen in den genannten Klassenstufen. Dazu
fanden sowohl Vorträge zu fachspezifischen Inhalten und
didaktisch-methodischen Ansätzen als auch Workshops, in denen sich
die TeilnehmerInnen aktiv mit Phänomenen und Experimenten befassen
konnten, statt.
Problemstellung
Untersuchungen zeigen, dass physikalische, technische und
chemische Inhalte im Sachunterricht wenig thematisiert werden. Der
naturwissenschaftliche Anteil des Sachunterricht wird
hauptsächlich mit biologischen und geografischen Themen
bestritten. Selbst dann, wenn physikalische, chemische oder technische
Themen im Lehrplan ausgewiesen sind, gibt es eine Eigendynamik, die
sich zugunsten biologischer Inhalte auswirkt.
Die Gründe dafür sind zahlreich. Physik ist z.B. noch immer
ein klassisch ‚männliches‘ Fach, Frauen wählen physikalische
oder technische Fachgebiete selten zum Beruf. Auch der Anteil an
Lehrerinnen, die den naturwissenschaftlichen Lernbereich des
Sachunterrichts studieren, ist gering. Da es in der Grundschule mit ca.
85 % aber vor allem Frauen sind, die unterrichten, könnte man
annehmen, dass eine Vernachlässigung dieses Themengebiets durch
den Überhang an Lehrerinnen begründet sein kann. Diese
Vermutung wird gestützt durch Untersuchungen, die belegen, dass
Lehrerinnen ein deutlich geringeres Interesse an
naturwissenschaftlichen und technischen Themen haben als ihre
männlichen Kollegen.
Ein weiterer Grund für die Nichtaufnahme physikalischer Inhalte
liegt aber auch in der Ausbildungspraxis. So war es bislang
beispielsweise an vielen Standorten möglich, die
Lehrbefähigung für das Fach Sachunterricht zu erwerben, ohne
Lehrveranstaltungen des naturwissenschaftlich-technischen Lernbereichs
besucht zu haben. Die Zweiteilung des Studienfaches in
Sozialwissenschaften und Naturwissenschaft/Technik bewirkt aber auch
heute, da vielerorts im Studium der jeweils andere Bereich in geringem
Umfang berücksichtigt wird, dass ein erheblicher Teil der
Sachunterrichtslehrerinnen und -lehrer für einen Teilbereich des
Unterrichtsfaches nur unzureichend ausgebildet werden. (Leider ist dies
ganz überwiegend der naturwissenschaftliche Teil.) Viele
Sachunterrichtslehrerinnen und -lehrer in der Grundschule unterrichten
fachfremd, sind für dieses Schulfach also überhaupt nicht
ausgebildet.
Für das neue Schulfach ‚Naturwissenschaften' stellt sich die Lage
eher noch prekärer dar, denn es wurde bislang noch in keinem
Bundesland ein Studiengang geschaffen, der eine Ausbildung für
dieses Fach vorsieht.
In der Literatur zum Problemfeld des naturwissenschaftlichen
und technischen Unterrichts finden sich nur wenige Befunde
darüber, welche Motive bei den Lehrerinnen und Lehrern für
die Nichtrealisation physikalischer Inhalte im Sachunterricht
vorliegen. Die Ergebnisse von Untersuchungen zum Sachunterricht legen
nahe, dass es oft die persönlichen Einstellungen der Lehrerinnen
und Lehrer sind, die eine Vermeidungshaltung gegenüber
physikalischen und technischen Inhalten hervorrufen. So werden
mangelnde Erfahrungen, fehlende Kompetenzen und Frustrationserlebnisse
im eigenen Physikunterricht häufig als Ursache für die
Vermeidung physikalischer Inhalte angegeben.
Die Praxis zeigt aber, dass Lehrerinnen, die positive Erfahrungen mit
Phänomenen und Experimenten machen, die Vermeidungshaltung
gegenüber physikalischen Inhalten aufgeben und eine positivere
Einstellung gegenüber dem Fach gewinnen.
Für das Fach Naturwissenschaften wird befürchtet, dass der
Überhang an Biologielehrern dazu führen könnte, dass die
Physik in diesem Fach vernachlässigt wird.
Wenn man bedenkt, dass Interessen und Haltungen sehr
häufig in der Kindheit angelegt werden, wird es offenbar, welche
Chancen hinsichtlich der Physik, aber auch der Chemie und der Technik
vergeben werden, wenn diese Inhalte in der Grundschule zu wenig
thematisiert werden.
Seminarprogramm
Die Bedeutung eines persönlichen Interesses und des
Abbaus von Hemmschwellen bei den Lehrkräften gegenüber
Physik, Technik und Chemie wurde in vielen Untersuchungen
bestätigt. Aus diesem Grund haben wir ein Seminarprogramm
entworfen, dass es Studierenden und angehenden Lehrerinnen und Lehrern
ermöglichte, positive Erfahrungen mit physikalischen, chemischen
und technischen Phänomenen zu sammeln und zu lernen, sich in neue
Bereiche eigenständig einzuarbeiten. Hier waren besonders
diejenigen angesprochen, die während ihres Studiums kaum Kontakt
mit naturwissenschaftlichen Inhalten und wenig Gelegenheit zum
Experimentieren hatten.
Den TeilnehmerInnen wurden in interessanten Vorträgen und
Workshops unterschiedliche Inhalte angeboten (s.u.). Den Workshops
gingen einführende Vorträge zum Thema voraus, andere gaben
Anregungen bezüglich spannender und bedeutsamer physikalischer,
technischer und chemischer Unterrichtsinhalte. Die Teilnehmer hatten
die Möglichkeit, selbst zu experimentieren und erhielten Hinweise,
wie sie sich mit Hilfe verschiedener Medien und Informationsquellen in
(für sie) neue Inhaltsgebiete erfolgreich einarbeiten können.
Unterrichtsideen und -materialien wurden vorgestellt.
Eingeladen waren junge Lehrerinnen und Lehrer, Referendare
und Studierende des Sachunterrichts. Sie stellten ihre Arbeiten und
Erfahrungen in den Workshops und in der Postersitzung vor, diskutierten
mit den andren TeilnehmerInnen und berichteten über Erfahrungen
mit physikalischen, technischen und chemischen Unterrichtsinhalten.
Als Vortragende waren neben DidaktikerInnen auch
Wissenschaftler eingeladen, die fachphysikalische und weitere
naturwissenschaftliche Inhalte (mit den nötigen didaktischem
Einfühlungsvermögen für die spezielle Zielgruppe)
präsentierten, um nachhaltige Interessen bei den Teilnehmern zu
wecken.
Links &
Literatur
Netzwerk "Physikalische Bildung in der Grundschule" (WebLink)
DPG-Lehrertage
2008 (zum gleichen Themenfeld) (WebLink)
Wilhelm und
Else Heraeus Stiftung
(WebLink)
Dank
Wir danken der Wilhelm
und Else Heraeus-Stiftung für die freundliche
Unterstützung und finanzielle Förderung des Seminars.
Kontakt