Flammentemperatur mit der Digitalkamera bestimmen
(Masterarbeit von Sebastian Döring)
Einführung
Mit welcher Farbe ein Objekt wahrgenommen wird, hängt nicht nur vom Objekt ab, sondern auch von dem
Licht, dass das Objekt beleuchtet. Je weniger es im weißen Bereich liegt, desto stärker erzeugt es in dem Foto einen Farbton,
der vom neutralen weiß abweicht. Der Fotoapparat selbst wird z.B. auf eine Farbtemperatur (Tageslicht Sonne) eingestellt.
So wie das Gehirn über die Auslesung von nur drei Grundfarben weitere Farben erzeugen kann, funktioniert auch die Farbdarstellung
in der digitalen Welt. Es werden zwei verschiedene Modelle zur Erzeugung von Farben unterschieden. Die "Additive Farbmischung" (Auge)
und die "Subtraktive Farbmischung" (Farbauftrag mit Malfarbe).
Durchführung Experimente
Es ist das Ziel der Experimente, die von der Kamera abgebildeten Farben einer Flamme ihren Temperaturen zuzuordnen, deren
chemische Zusammensetzung bzw. Erzeugung bekannt ist. Die chemische Zusammensetzung entscheidet, mit welcher Temperatur eine
Flamme brennt und welche Farbe sie erzeugt. Drei verschiedene Brennstoffe wurden untersucht:
Temperaturbereiche
• Kerzenwachs
• Brennspiritus
• Petrolium
Abb. 1 links: Kerze - Der weiße Bereich ist außerhalb des Belichtungsbereiches (Überbelichtung)
Abb. 2 rechts: Kerze - Belichtung auf den mittleren Bereich angepasst.
Die Temperatur wird mit einem Temperaturmessfühler ermittelt und kann danach farblich mit seinen einzelnen Farbzonen jeweils
zugeordnet werden. Aus den ermittelten Farben wird ein RGB-Wert gewonnen.
Die Flamme von Kerzenwachs hat direkt um den Docht herum einen dunklen Bereich, dem nach außen hin ein kleiner Bereich, der
blau leuchtet, folgt. Die Hauptflamme hat hingegen eine helle gelbe Farbe, die nach außen kontinuierlich rötlicher wird. Insgesamt
sind mit dem Auge drei Farbbereiche gut voneinander unterscheidbar, die gemessen werden können. Ein Problem stellt sich jedoch
in der Größe der Kerzenflamme einer üblichen Stabkerze wie auch bei den anderen üblichen Brennern von Spiritus und Petrolium dar.
Spiritus verbrennt mit einer gänzlich anderen Flammenfärbung und -temperatur. Im Flammenhauptteil ist ausschließlich
eine Blaufärbung vorhanden, die an den Rändern zum weiß tendiert. Je nach Einstellung der Flammengröße schließt sich im oberen
Teil ein kleiner gelblich-orange scheinender Bereich an.
Um einen Farbvergleich auch zwischen verschiedenen PC's und Bildschirmen sicherzustellen, muss der Bildschirm für die Betrachtung
kalibriert werden und zum besseren Vergleich wurden die ermittelten RGB-Werte herangezogen.
Gemessen wurde mit der Canon EOS 7D Kamera, Farbtemperatureinstellung "Automatisch". Die Auswertung erfolgte über Photoshop.
Ein Problem bei der Belichtungsanpassung darf nicht vernachlässigt werden. Mit jeder Belichtungsänderung wird auch der RGB-Wert
verändert, weil in ihm nicht nur die Farbe, sondern auch die Helligkeit verändert wird.
Ergebnisse
Kerze
Abb. 3 links: Canon - Kerze Docht (T=351 °C, RGB - 117, 147, 232)
Abb. 4 mitte: Canon - Kerze über dem Docht (T=657 °C, RGB - 230, 151, 65)
Abb. 5 rechts: Canon - Kerze Haupbereich (T=612 °C, RGB - 219, 140, 55)
Spiritus
Abb. 6 links: Canon - Spiritus über Öffnung (T=540 °C, RGB - 142, 171, 246)
Abb. 7 rechts: Canon - Spiritus Hauptteil (T=845 °C, RGB - 249, 220, 207)
Petrolium
Abb. 8 links: Canon - Petrolium Docht (T=352 °C, RGB - 134, 184, 250)
Abb. 9 mitte: Canon - Petrolium über dem Docht (T=648 °C, RGB - 225, 148, 72)
Abb. 10 rechts: Canon - Petrolium Hauptbereich (T=601 °C, RGB - 199, 117, 23)
Da die einzelnen Farbbereiche einer Flamme optisch nicht so separiert werden konnten, dass nur sie sich zur Farbtemperaturmessung
eignen, wurde die ganze Flamme ausgemessen. Für die einzelnen Farbbereiche der jeweiligen Flamme wurden die RGB Wert bestimmt.
Damit können bei einer bekannten Flamme wie beschrieben mit einer anderen Kamera die Aufnahmen der Flammen erstellt und anhand der gemessenen
Farbtemperatur und der RGB Werte die eigentliche Temperatur der Flammenbereiche bestimmt werden.