Wärmekapazitäten von Pigmenten bei Gemälden
Einführung
Zur Gemäldeuntersuchung werden üblicherweise Infrarot- und UV-Strahlung, Strahlung des sichtbaren Bereiches und Röntgenstrahlung
als Oberbegriff eingesetzt. Weniger bekannt ist der Einsatz von Wärmestrahlung
Ihren Einsatz findet diese Methode bei Untersuchungen von historischen Wandmalereien in Gebäuden zur Erfassung des qualitativen
Zustandes eines Gemäldes. Nur wenige Meter von der zu untersuchenden Stelle wird ein ca. 3000 W Strahler zur Wand ausgerichtet.
Die Bestrahlung selber ruft nur wenige Kelvin (K) Temperaturveränderung auf der Wand hervor, die aber für eine gute Wärmebildkamera
ausreichen, um Anomalien auf und unter der Oberfläche aufzuzeigen. Ursache sind Veränderungen der Wärmeleitfähigkeit in der
Farbschicht, z.B. durch Ablösung vom Untergrund. Das wiederum beeinflusst die Wärmekapazität und führt zu unterschiedlichen
Temperaturerhöhungen durch die Bestrahlung
1.
Untersuchung eines Leinwandgemäldes mit Wärmestrahlung
Bei unserer Gemäldeuntersuchung geht es um die Erwärmung von unterschiedlichen Pigmenten durch Bestrahlung und deren
Unterscheidung durch die ursächlich unterschiedliche Wärmekapazität. Dazu wird ein Testbild mit verschiedenen Pigmenten,
unterschiedlichen Bindemitteln wie Eitempera, Öl, Acryl und Wasser benutzt. Vor der eigentlichen Messung mit der Wärmebildkamera
erfolgt die Kontrolle der Umgebungstemperatur vor dem Testbild mit einem Temperaturmessgerät.
Abb.1: Am Testbild wird die Umgebungstemperatur vor dem Bild gemessen.
Zur Vorbereitung der eigentlichen Messung muss ein Bild mit einem einheitlichen Pigment oder nur mit Grundierung gewählt werden, um Fehler
in der Bestrahlungsstärke über der ganzen Fläche zu minimieren. Eine relativ gleichmäßige Ausleuchtung
der Fläche durch die Strahler, die im 45°-Winkel angeordnet sind, erfolgt mit Hilfe eines Luxmeters. Strahlungsquellen sind
zwei 1000 W Halogenstrahler.
Abb.2: Einfarbiges Bild zur Ermittlung einer gleichmäßigen Erwärmung der ganzen Oberfläche.
Im Ergebnis kann über der aufgenommenen Fläche eine Fehlerquote von 1,5 K angenommen werden (Abbildung 3). Der äußere Rahmen, der deutlich wärmer
erscheint, ist auf den Keilrahmen aus Holz zurückzuführen, der die Strahlung nicht transmittieren lässt, sondern absorbiert und
zu einer stärkeren Erwärmung der Leinwand führt.
Abb.3: Der Bestrahlungsfehler kann über die Bildfläche bestimmt werden und beträgt ca. 1,5 K. Aufnahme mit VarioCAM head
von InfraTec.
Die Konzentrationen der Farbpigmente sind auf dem Testbild teilweise abgestuft, so dass entsprechende Temperaturunterschiede
in Abbildung 5 gut zu erkennen sind (obere sechs Felder der 3. Spalte von links). Zwei nebeneinander liegende Felder mit großen
Temperaturunterschieden wurden eingekreist. Das linke besteht aus Zinnoberrot mit dem Bindemittel Öl und weißt eine Temperatur
von t
Zinnober=25,6°C auf. Dagegen wurde beim rechten eingekreisten Feld eine Mischung aus dem Deckfarbenkasten auf
Wasserbasis gewählt und besteht aus gebr. Siena, lichtem Ocker und Schwarz. Der Messwert beläuft sich auf
t
Siena,Ocker,Schwarz=30,6°C.
Abb.4: Testbild mit den beiden Extremmesswerten.
Abb.5: Zwischen den beiden eingekreisten Feldern besteht eine Differenztemperatur von 5° C und zeigt einen deutlichen
Wärmekapazitätsunterschied auf.
Resümee
Mit diesen Messungen kann eine unterschiedliche Wärmekapazität zwischen einzelnen Farbpigmenten und Bindemitteln
bzw. deren Vermischung nachgewiesen werden. Inwieweit Unterschichten unter dem oberen Farbauftrag das Ergebnis verändern,
müssen weitere Untersuchungen zeigen.
[1]Detektierung und Konservierung infolge von Umwelteinflüssen hohlstehender Wandmalereien am Beispiel der national wertvollen
mittelalterlichen Kirchen in Kühren und Bad Schmiedeberg.
Url:
http://www.hornemann-institut.de/doi/62.php